Eine Aktion des Notfallverbundes Berlin Brandenburger Archive
Anfang Mai 2023 hat das Landesarchiv Berlin eine Notfallübung zur Sicherung von Archivgut in Katastrophenfällen durchgeführt. Die Übung fand im Rahmen des Notfallverbundes Berlin Brandenburger Archive statt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus insgesamt zehn Archiven beider Länder, die sich gegenseitige Unterstützung für typische Notfälle wie Wassereinbrüche, Naturschäden oder Brände zusichern, die eine betroffene Institution alleine nicht zu bewältigen vermag. Es ist der erste Notfallverbund dieser Art in Berlin und Brandenburg. Er dient neben der Hilfe im größeren Notfall auch dem regulären Erfahrungs- und Wissensaustausch. Die wichtigsten Themen sind die schnelle und koordinierte Evakuierung und Eindämmung von Schäden an Kulturgut sowie die weitere Sensibilisierung für diesen Themenbereich. Praktische Notfallübungen im Sinne einer Bergungsaktion finden dementsprechend in regelmäßigem Turnus alle zwei Jahre in den Häusern des Verbundes statt. Sie dienen gleichzeitig dem Kennenlernen der jeweiligen Verbundeinrichtungen und ihrer Räumlichkeiten, dem gegenseitigen Kennenlernen der Kolleg:innen untereinander und dem fachlichen Austausch.
Aufgrund der Corona Pandemie konnte die jährliche Übung im Landesarchiv Berlin nicht wie geplant im Mai 2020 stattfinden und wurde nun nachgeholt. Teilgenommen haben insgesamt knapp 40 Personen, darunter neben den Kolleg:innen des Verbunds auch hospitierende Teilnehmende aus anderen Einrichtungen wie dem Deutschen Rundfunkarchiv oder dem Museum für Naturkunde.
Der Schwerpunkt lag diesmal auf der Evakuierung von hauptsächlich audiovisuellem Archivgut (VHS, MC Kassetten, Tonträger, Fotografien) und der Dokumentation des evakuierten Archivguts. Es versteht sich von selbst, dass zu Übungszwecken kein ordentliches Archivgut verwendet wird, sondern ausgesondertem Schriftgut bzw. audiovisuelle Medien. Zum geordneten Ablauf einer Bergung gehörte es, im Vorfeld eine Einsatzleitung zu ernennen, Arbeitsgruppen zu bilden, passende Arbeitsflächen für das Geschehen innerhalb des Archivs und draußen auszuwählen und das vorbereitete Notfallszenario zu strukturieren. In diesem Fall ging es bei dem Notfall darum, einen Abwasserrohrbruch zu simulieren. Hierfür wurde das Übungsgut zuvor genässt und mit Erde verschmutzt. Am Tag der Übung wurde dann zunächst das verbundeigene mobile Erstversorgungszentrum aufgebaut, welches zuvor angeliefert worden war. Damit sind vor allem große Zelte, Arbeitsflächen und etliche wichtige Hilfsmittel, Arbeitswerkzeuge und Schutzausrüstung für Rettungskräfte gemeint. Danach wurde nach einem vor Ort festgelegten Ablauf gemeinsam das Übungsgut geborgen und dokumentiert. Hier ist neben der Lufttrocknung auch die Verpackung als Vorbereitung für eine Gefriertrocknung gemeint. Nach dem Ende der Übung wurde gemeinsam aufgeräumt und der gesamte Ablauf ausgewertet.
Aufgrund der großen Anzahl von Archiven, Bibliotheken, Museen und Hochschulen in Berlin haben sich erfreulicherweise inzwischen zwei weitere Notfallverbünde in der Stadt gegründet. Auch im gesamten Bundesgebiet werden immer mehr Notfallverbünde ins Leben gerufen, die sich untereinander vernetzen und die jährlich zu einem größeren, verbundweiten Arbeitstreffen zusammenkommen.
Weitere Informationen zu Notfallverbünden finden Sie unter anderem unter www.kek-spk.de/notfallverbundkarte/ und https://notfallverbund.de/.